Qi Gong bedeutet frei übersetzt Energieübung und reicht mit seinen Wurzeln mehr als 2000 Jahre zurück. Schon damals wurde in der chinesischen Medizin erkannt, dass bestimmte harmonische Bewegungsabfolgen und Atemübungen zur Heilung von Organ, Muskel- und Gelenkserkrankungen sinnvoll eingesetzt werden können. Im Wort steckt Qi, die Lebensenergie, und Gong, was soviel wie intensiv üben heisst. Es geht also um Bewegungsübungen, die das Qi beeinflussen. Alle vereinen immer Bewegung (innere und äussere), Atmung und geistige Sammlung (Meditation). Mit den Übungen werden die einzelnen Meridiane aktiviert, damit das Qi wieder fliessen kann. Wobei die Stabilität der Körperbasis betont wird (Yin ist die Wurzel des Yang, Yin unten, Yang oben). Unten soll der Mensch im Idealfall fest und verwurzelt sein, oben leicht und locker. Qi Gong kann grundsätzlich von jedem erlernt werden, am besten täglich üben, jedoch nie mit Widerwillen. Man kann zu jeder Tageszeit üben, wobei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang die günstigsten Zeiten sind (Yin und Yang im Einklang). Man sollte weder mit zu vollem, noch mit ganz leerem Magen üben, da sonst die geistige Sammlung gestört ist. Begriffe aus dem Qi Gong: - Dantian: Speicherorte des Qi (z.B. vorderes Dantian = Bauchnabelbereich) - Laogong: Dantian in der Handmitte (Palast der Arbeit) - Mingmeng: hinteres Dantian im Bereich 2. und 3. Lendenwirbel (Lebenstor) - Yongquan: Dantian in der Fusssohle, im vorderen Fussballenbereich (sprudelnde Quelle) Entspannung und Konzentration auf die Übung: Wenn man effektiv Qi Gong üben will, muss man sich zuerst entspannen. Entspannung ist dabei der erste Schritt zu intuitiver Weisheit. Selbst wenn man kein Interesse an intuitiver Weisheit hat, ist die Fähigkeit zur Entspannung als solche nützlich. Wer sich zu entspannen vermag, kann vielen gesundheitlichen und sonstigen Problemen vorbeugen oder sogar entsprechende Beschwerden lindern. Entspannung ist ein wesentliches Element der Qi-Gong-Praxis. Die meisten Qi-Gong-Übungen, die ausserordentlich wirksam sind, werden im Zustand der Entspannung ausgeführt. Schliessen Sie die Augen und halten Sie alle Gedanken fern. Befolgen Sie dann die sieben Schritte zur Entspannung. Diese sieben Schritte nehmen etwa zwei Minuten in Anspruch. Man kann dies jedoch ganz nach seinem eigenen Rhythmus tun. Nachdem Sie sich körperlich und geistig entspannt haben, bleiben Sie in diesem heiteren, ruhigen Zustand der stehenden Meditation etwa fünf Minuten lang. Oder so lange, wie es Ihnen angenehm ist. 1. Den Kopf entspannen. Spüren Sie, wie sich Ihre Gesichtsmuskeln und sogar Haare entspannen. 2. Die Schultern entspannen. Gegebenenfalls die Schultern schütteln. 3. Die Brust und den vorderen Teil des Körpers entspannen. Spüren Sie, wie natürlich Ihre Atmung ist. 4. Den Rücken entspannen. Spüren Sie, wie sich alle Muskeln lockern. 5. Die oberen Extremitäten bis zu den Fingersoitzen entspannen. Wenn man will, die Finger strecken und schliessen. 6. Die unteren Extremitäten bis zu den Zehenspitzen entspannen. Spüren Sie, wie alle Ihre Anspannungen durch Ihre Fusssohlen ausströmen. 7. Nach der Entspannung des Körpers den Geist entspannen. Spüren Sie, dass die Sorgen der Welt von Ihnen abfallen und dass keine Gedanken in ihrem Geist sind. Übungsablauf Yin Yang Qi Gong Erd-Qi fühlen: Handrücken nach vorne drehen. Hände 90° anwinkeln. Handflächen zeigen zum Boden. Arme mit angewinkelten Händen kreisen und das Qi der Erde und des Universums durch die Laogong Punkte in den Handflächen erfühlen (8 x wiederholen) Yin Yang Kugel tragen: Hände vor dem unteren Dantian zusammenführen und Energiekugel halten (ca. 3 Minuten) Baihui tanken: Hände vor dem Körper (mit Energiekugel) hoch bis über den Kopf führen und Qi über den Kopf dem Baihui aus den Handflächen giessen = Qi-Dusche (ca. 30 Sek.), dann die Hände vor dem Körper wieder bis zum unteren Dantian führen (3 x wiederholen) Bauchnabel mit Qi auffüllen: wenn die Hände beim 3. Mal vor dem Körper heruntergeführt werden, nur bis vor den Nabel führen und Bauchnabel mit Qi füllen (10-30 Sek.) Mingmeng und Milzpunkte aktivieren: Hände in Höhe der Gürtellinie (Dai Mai) um den Körper bis zum Mingmeng auf den Rücken führen. Hände am Rücken etwas hochführen und unter den Achseln über die Milzmeridianpunkte nach vorne vor der Brust ausstrecken. Handflächen zeigen jetzt zum Himmel. Himmelenergie fühlen: Handflächen zum Himmel (ca. 10 Sek.) Himmel mit Erde verbinden: Arme drehen, Handflächen zeigen zum Boden Erdenergie fühlen: Handflächen zur Erde (ca. 10 Sek.) Energie des Universums fühlen: Hände um 90° nach oben anwinkeln und mit den Armen kreisen und die Energie des Universums durch die Handflächen erfühlen (8x) Kranich fliegt: dann wieder die ausgestreckten Arme seitlich an den Körper heranziehen, dabei die Schulterblätter zusammenziehen und wieder nach vorne ausstrecken (Vogelschlag 8x) Energie des Universums fühlen: wenn Arme vor dem Körper ausgestreckt sind, Hände wieder um 90° nach oben anwinkeln und in dieser Haltung die Arme seitlich neben den Körper führen, mit den Armen kreisen und dabei in den Handflächen wieder das Qi erfühlen Kranich fliegt: wieder die ausgestreckten Arme seitlich an den Körper heranziehen, dabei die Schulterblätter zusammenziehen und wieder nach vorne ausstrecken (Vogelschlag 8x) Verbindung mit Himmel herstellen: Arme seitlich ausgestreckt. Arme drehen, bis Handflächen zum Himmel zeigen. Dann Arme mit den Händen über den Kopf zusammenführen (Gebetshaltung) Himmel tragen: Hände mit den Fingern verschränken und die verschränkten Handflächen zum Himmel drehen. Kurz nach oben strecken. Qi-Kreis: mit verschränkten Händen über dem Kopf kreisförmige Bewegung ausführen (8x nach links und 8x nach rechts kreisen) Himmel-Qi fühlen und nehmen: verschränkte Finger lösen und in dieser Position, Hände über dem Kopf, Handflächen zeigen zum Himmel, noch einmal für ca. 1-2 Min. Himmel-Qi fühlen. Wasser mit Feuer verbinden: dann ausgestreckte Arme seitlich am Körper herunterführen und die Hände wieder vor dem unteren Dantian zusammenführen (Energieball halten). Hände vor dem Körper vom unteren Dantian bis zum mittleren Dantian hochführen. Dann drehen und vom mittleren Dantian zum unteren Dantian wieder herunterführen (36x) Energiekreis: wenn Hände vor dem unteren Dantian sind, die Arme seitlich neben dem Körper ausstrecken und bis über den Kopf hochführen. Qi einsammeln und mit den Händen über den Kopf/Körper ergiessen. Dann Hände wieder vor dem Körper nach unten führen. Dabei den Mund offen halten, damit negatives Qi entweicht. Weiter durch Nase ein- und ausatmen (3x) Regenbogenkreis: das Gleiche noch 3x wiederholen. Mit der Vorstellung eines Regenbogens in allen Spektralfarben über den Körper ergiessen. Qi sammeln: Hände auf unteres Dantian übereinanderlegen und Qi einsammeln (10-30 Sek.) Yin Yang Kugel tragen: Energiekugel vor unterem Dantian tragen und nochmals Energie tanken (3-8 Min.) Schluss: Hände reiben, Gesicht waschen, Abschlussübung Abschlussübung v Hände reiben, Gesicht waschen (von unten nach oben und von innen nach aussen), Augen und Augenbrauen von innen nach aussen mit angewinkeltem Zeigefinger reiben v Mit den Fingerspitzen von vorne nach hinten durch die Haare streichen und danach von vorne nach hinten bis in den Nacken den Kopf abklopfen (je 3x) v Jadekissen mit beiden Daumen massieren (10x links, 10x rechts) und dann 10x nach oben drücken. Dasselbe mit dem Baihui-Punkt machen. v Die Himmlische Trommel schlagen. Die Handinnenflächen auf die Ohren legen, mit den Fingerspitzen nach hinten den Hinterkopf (Jadekissen) abtrommeln v Ohren von oben nach unten reiben, massieren, drücken, ziehen. Dann beide Zeigefinger in Ohren stecken, Daumen zeigen zum Himmel, Hände umdrehen, Daumen zeigen zur Erde und dann ruckartig aus den Ohren ziehen (3-8x) v Dazhui (grosser Wirbel) mit linker und infolge rechter Hand fest reiben, dabei Ellbogen nach oben (8x) v Schulter mit beiden Händen gleichzeitig klopfen v Die Finger von Daumen und Mittelfinger zusammen. Hände auf den Rücken (Nioeren) legen, dann mit Kopf kreisen (8x links und 8x rechts) v Kopf in einer Kreisbewegung von unten nach oben, nach vorne schieben (8x v Kopf in einer Kreisbewegung von oben nach unten, wieder heranziehen (8x) v Hals und Kopf abwechselnd nach der linken und nach der rechten Seite dehnen, bzw. strecken v Mit den Hüften kreisen (8x links, 8x rechts) v Mit den Knien nach unten, Bauch einziehen, Becken nach hinten und wieder hoch kommen (Rotation). Das gleiche umgedreht: Knie nach unten, Becken nach vorne, Bauch herausstrecken und hoch kommen (8x) v Nur mit Becken/Steissbein kreisen (8x links, 8x rechts) v Hände wieder auf den unteren Dantian bringen und 16x nach links und 16x nach rechts kreisen v Linke Arm-Innenseite von Achsel bis zu Fingerspitzen mit rechter Hand abklopfen. Arm drehen und Aussenseite von Fingerspitzen bis zur Schulter abklopfen (3x). Dann das gleiche mit rechtem Arm (3x) v Die linke Körperseite von Achsel bis Hüfte abklopfen (3x links, 3x rechts) v Dann Brustmitte bis Unterleibmitte von oben nach unten abklopfen (3x) v Leicht vorbeugen und die Nieren abklopfen (10x) v Nund die Beine von oben nach unten abklopfen, jeweils 3x Rückseite, dann vorne, dann innen, zuletzt aussen v Arme um den Körper pendeln und dabei Körper vom unteren Dantian bis zu den Schultern abklopfen v Hände auf die Knie legen, Beine stehen schulterbreit, und mit den Knien 8x von innen nach aussen und 8x von aussen nach innen kreisen v Linker Fuss zum rechten Fuss, Hände bleiben auf den Knien, kreisen (8x links und 8x rechts) v Langsam aufrichten, linke Fussspitze (grosser Zeh) aufsezten und kreisen. Das gleiche infolge mit rechter Fussspitze (je 8x) v Körper ausschütteln v Beine zusammenstellen, Hände vor die Brust (Gebetshaltung) und ca. 3-5 Min. in völliger Ruhe stehen und entspannen, dabei beim Atmen vorstellen, dass sich alle Hautporen und Körperzellen öffnen und frisches Qi eingeatmet und das verbrauchte Qi abgegeben wird.

# Link | Hermann Lockmann | Dieser Artikel erschien am Donnerstag, 16. August 2007 um 11:38 Uhr in TCM allgemein | 9930 Aufrufe

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